Ein schwieriges, aber positives Jahr

Susanne Kunscher und Thomas Pilz führen gemeinsam das Unternehmen seit 2017. © Pilz
Susanne Kunscher und Thomas Pilz führen gemeinsam das Unternehmen seit 2017. © Pilz

Die Geschwister Susanne Kunschert und Thomas Pilz, Geschäftsführer von Pilz in Ostfildern, berichten über das Geschäftsjahr 2022 und geben einen Ausblick auf 2023. Auszügen aus ihren Reden.

2022 war für Pilz zugleich ein schwieriges wie auch ein positives Jahr. Auf der einen Seite die schrecklichen Nachrichten über Krieg und Naturkatastrophen. Hinzu kamen die Unterbrechungen in der Lieferkette und der Bauteilemangel, was für die Pilz-Mitarbeiter viele schwierige Verhandlungen und teilweise emotionale Gespräche mit Lieferanten wie auch mit Kunden bedeutete.

Aber, auf der anderen Seite, ist es uns bei Pilz gemeinsam gelungen, aus den so ungünstigen und unwägbaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Beste zu machen. Deshalb ist die Freude über das gute Ergebnis im ganzen Unternehmen sehr groß: 2022 erzielte Pilz 403,3 Mio Euro Umsatz und damit ein Wachstum von 15,8 Prozent – mehr als die Branche insgesamt. Das bedeutet, dass Pilz trotz der Lieferketten- und Bauteileprobleme so viele Geräte produziert und ausgeliefert hat wie noch nie zuvor.

„Das haben wir unserer vergleichsweise guten Lieferfähigkeit zu verdanken und damit den Mitarbeitern, die sich über den heutigen Tag hinaus so unermüdlich dafür einsetzen, dass wir produzieren und ausliefern können. Meine Mutter Renate Pilz hat den Satz geprägt, dass wir nicht nur miteinander arbeiten wollen, sondern füreinander. Füreinander für den Kunden. Das macht uns stark und das hat uns getragen. Dafür möchten sich mein Bruder und ich an dieser Stelle, bei all unseren Mitarbeitern weltweit für ihren Einsatz und ihr Herzblut bedanken, mit dem sie sich täglich für das Unternehmen und unsere Kunden einsetzen“, lobte Susanne Kunschert.
Der Exportanteil stieg 2022 um 1,1 Prozentpunkte auf jetzt 76,3 Prozent. Besonders stark ist Pilz in Asien gewachsen. Deutschland bleibt allerdings der größte Einzelmarkt für Pilz.

Alle Vorträge können einzeln und ohne vorherige Anmeldung besucht werden. Im Rahmen des Messebesuchs sind diese kostenfrei. © Pilz
Alle Vorträge können einzeln und ohne vorherige Anmeldung besucht werden. Im Rahmen des Messebesuchs sind diese kostenfrei.
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Lieferfähigkeit bleibt im Fokus

Generell haben sich die Lieferketten stabilisiert und die Bauteileverfügbarkeit verbessert – von einer nachhaltigen Entspannung kann allerdings keine Rede sein. Einzelne Bauteile sind von heute auf morgen vorübergehend nicht mehr lieferbar. Eine Hauptaufgabe des Einkaufs ist daher nach wie vor das Eskalationsmanagement. Halbleiter zum Beispiel sind nun zwar besser verfügbar, dennoch besteht der Engpass nach wie vor, Ware muss allokiert werden und die Lieferzeit liegt nicht selten über einem Jahr. Daher behandelt Pilz das Thema Lieferfähigkeit weiter vorrangig. Die Taskforce zum Thema Lieferkette bleibt bestehen. Pilz konnte in den letzten Monaten einen Großteil der Rückstände aufholen, Allerdings war dies nur mit zusätzlichen Schichten möglich, etwa in der Nacht oder an Samstagen.

75 Jahre Pilz

In diesem Jahr feiert Pilz seinen 75. Geburtstag. 1948, in der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem 2. Weltkrieg, gründete Hermann Pilz, der Großvater von Susanne Kunschert und Thomas Pilz, in Esslingen eine Glasbläserei. Sein Sohn Peter Pilz, Vater der beiden heutigen Geschäftsführer, wandelte in den 1960er-Jahren mit seinem Pioniergeist das Unternehmen vom Glasapparatebau zur Elektronik, und er leitete neben dem technologischen Wandel auch die bis heute Pilz charakterisierende Internationalisierung ein. Er gründet in den 70er-Jahren die ersten Tochtergesellschaften – in Österreich, Frankreich und der Schweiz.

Thomas Pilz blickt zurück: „Pilz war Anfang der 70er Jahre eines der ersten Unternehmen in Europa, das SPS-Systeme auf den Markt brachte. In den 80er-Jahren, mittlerweile unter der Führung unserer Mutter Renate Pilz, begründete das Unternehmen dann mit dem PNOZ, dem weltweit ersten Sicherheitsschaltgerät, die moderne, elektronische Maschinensicherheit. In der 90er- und 2000er-Jahren erkannte Renate Pilz die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Automation. Seit Ende 2017 führen meine Schwester und ich das Unternehmen gemeinsam, als geschäftsführende Gesellschafter in der dritten Generation.“

Pilz hat sich also immer wieder gewandelt. Allen Zeiten des Wandels gemeinsam sei die Freude an der Innovation, so Thomas Pilz. Aber auch: „Unsere christlichen Werte sind dabei unsere Wurzeln, unser Fundament. Sie drücken sich in dem Miteinander aus, im Umgang, im Vertrauen, in der Zuverlässigkeit und der Hilfsbereitschaft bei Pilz. … So konnten wir Herausforderungen annehmen und zu dem Unternehmen werden, das wir heute sind. Wir blicken mit einer tiefen Dankbarkeit und voller Freude auf das Jubiläum. Unsere Mitarbeiter machen unser Unternehmen aus. In diesen Dank schließen wir unsere Lieferanten und unsere Kunden ein, denn ohne Kunden kein Unternehmen, ohne Lieferanten keine Produktion. Wir haben uns von der Gründergeneration bis heute zu einem etablierten Mittelständler entwickelt. Das ist nichts, was man als gegeben sehen darf.“

Und weiter: „Den Bestand des Unternehmens muss man sich jeden Tag neu erarbeiten. Pilz wird weiter bestehen, weil sich das Unternehmen weiter wandeln wird. Es gilt, sich weiter zu entwickeln, denn Stillstand ist für jeden Organismus schädlich. Das heißt, wir werden weiter an den technischen Herausforderungen arbeiten und die Chancen nutzen, die sich uns bieten.“

Nachhaltigkeit ist fest verankert

Thomas Pilz fährt fort: „Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass die folgenden Generationen in einer Welt leben können, in der sie sich sicher, gesund und wohl fühlen können. In unseren Unternehmenszielen ist seit jeher verankert, dass wir in ökologisch gestalteten Gebäuden, umweltbewusst, energiesparend und kostenbewusst arbeiten und produzieren wollen. So verstehen wir Nachhaltigkeit bei Pilz ganzheitlich – für Mensch, Maschine und Umwelt.“

Den ersten Nachhaltigkeitsbericht hat Pilz gemäß dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex veröffentlicht. Der zweite, dann internationale Bericht, wird in diesem Jahr folgen. Der Arbeitsschutz hat bei Pilz Priorität. Die Geschäftsführung will eine Arbeitsumgebung schaffen, die die Gesundheit der Mitarbeiter fördert. Daher wurde in den letzten Monaten an einer wichtigen Zertifizierung gearbeitet. Das Ergebnis: Pilz erfüllt den ersten internationalen Standard für Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme, die ISO 45001.

Pilz setzt auf Qualität

Eine hohe Produktqualität bedeutet auch weniger Retouren und weniger Schrott. Sollte dennoch ein Gerät defekt sein, bietet Pilz den Kunden an, es an uns zurückzusenden. Die Mitarbeiter im Repair Centre prüfen, inwieweit das defekte Gerät durch Reparatur oder durch den Austausch einzelner Komponenten wiederverwendet werden kann. Außerdem bietet man Kunden in Deutschland die Rücknahme der Produkte zum Ende des Lebenszyklus an. In der Vergangenheit konnte Pilz so die Recyclingquote von Abfällen bereits auf 95 Prozent steigern.

Weil das Unternehmen den CO2-Ausstoß minimieren will, hat es für ein Produkt beispielhaft den CO2-Fußabdruck ermittelt. Das Ergebnis: Das Gehäuse aus Polycarbonat hat in diesem Fall den größten Anteil am CO2-Ausstoß. Deshalb arbeitet die Entwicklungsabteilung aktuell intensiv an dem Umstieg auf „grünere“ Kunststoffe. Außerdem kooperiert Pilz in einem Forschungsprojekt eng mit der Hochschule Linz zur Entwicklung umweltfreundlicher Werkstoffe. Pilz-Geräte, die für die Maschinensicherheit eingesetzt werden, müssen die Vorgaben der verschiedenen internationalen Prüfbehörden erfüllen Das gilt selbstverständlich auch bei recyclebaren oder biobasierenden Kunststoffen.

Präsenz oder digital: Der Mix macht’s

Gerade die Arbeit an solchen Zukunftsthemen erfordere den Austausch, die Gemeinschaft von Menschen. Das gelinge am besten in Präsenz in der direkten Interaktion. „Wir sind daher bei Pilz äußerst froh, dass unsere Mitarbeiter nach Ende der Corona-Pandemie an ihren Arbeitsplatz im Unternehmen zurückkehren können. Denn dies ist der Arbeitsmittelpunkt. Selbstverständlich bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, an zwei Tagen pro Woche mobil zu arbeiten. Das gibt ihnen mehr Flexibilität und erleichtert so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Letztlich macht es der Mix!“, verspricht Thomas Pilz.

Plus auch bei Mitarbeiterzahl

Weltweit beschäftigte Pilz zum 31.12.2022 in 42 Ländern 2.399 Menschen. Das ist eine Zunahme um 2,7 Prozent. In Deutschland betrug die Mitarbeiterzahl 1.010 (Stichtag 31.12.2022), also ein Plus von 1,7 Prozent. Traditionell legt Pilz großen Wert auf eine starke betriebliche Ausbildung: Am Stammsitz hatte man am 31.12.2022 immerhin 43 Auszubildende, darunter 21 Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). 2023 will man weiteren 21 jungen Menschen den Start ins Berufsleben ermöglichen, 8 Auszubildenden und 13 Studierenden der DHBW. Ein Schwerpunkt der weltweiten Human-Ressources-Aktivitäten ist die Weiterbildung und die Wissensvermittlung. Pilz hat hier im letzten Jahr erfolgreich ein internationales Kompetenzmanagementsystem für 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Engineering und Consulting ausgerollt. Damit erreicht Pilz das Ziel, weltweit in allen Tochtergesellschaften seinen Kunden Dienstleistungen, also Beratung, Engineering und Trainings, auf einem einheitlichen Niveau anbieten können.

Weltweit weitere Investitionen geplant

„Unsicherheiten und Krisen werden uns weiter begleiten. Wir mussten und müssen akzeptieren, wie es ist, und immer wieder das Beste draus machen und all unsere Energie in die Kreativität stecken“, erwartet Susanne Kunschert. „Wir reinvestieren bei Pilz seit jeher unsere Gewinne, um weiter unabhängig wachsen zu können. Bis 2025 wollen wir an unseren weltweiten Fertigungsstandorten am Stammsitz Ostfildern (Deutschland), in Betschdorf (Frankreich), Bad Ragaz (Schweiz) und Jintan (China) rund 38 Mio. Euro investieren, zum Beispiel in Ausbau und Erneuerung der SMD-Fertigung, der Relaisproduktion und in die Intralogistik. Das Ziel ist, mittels Vernetzung und Digitalisierung weiter flexibel zu bleiben, zum Beispiel in dem wir fahrerlose Transportsysteme einsetzen oder ein automatisiertes Lager aufbauen.“

Damit steigere Pilz nicht nur Effizienz und Kapazität, sondern begegne auch den technischen Herausforderungen an Anlagen wie Miniaturisierung in der Elektronik oder dem Fachkräftemangel. „Die Investitionen in unsere bestehenden Werke sind auch ein Bekenntnis zu unseren Produktionsstandorten, drei davon in Mitteleuropa. Gerade Ostfildern als unser Hauptsitz ist und bleibt der Ort an dem unsere gesamte Wertschöpfungskette plus Entwicklung, IT und HR beheimatet sind“, bestätigt Susanne Kunschert. „Entwicklung und Produktion gehören bei Pilz zusammen. In das Jahr 2023 ist Pilz gut gestartet und wir streben bei anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen ein erneutes Wachstum in Bezug auf Umsatz und Mitarbeiterzahl an. Wenn wir auf 2023 schauen, kann man bis heute bei weitem noch nicht wieder von einem normalen Jahr sprechen. Doch wir gehen optimistisch voran – mit einem freudigen ‚Ja!‘ zu dem, was auf das Unternehmen zukommt“, schließt sie.

75 Jahre Pilz

Als globaler Anbieter von Produkten, Systemen und Dienstleistungen für die Automatisierungstechnik blickt Pilz 2023 auf eine 75jährige Erfolgsgeschichte zurück: Gegründet 1948, beschäftigt die Pilz Gruppe heute rund 2.500 Mitarbeiter in 42 Tochtergesellschaften und Niederlassungen. Der Pionier der sicheren Automation mit Stammsitz in Ostfildern schafft weltweit mit seinen kompletten Automatisierungslösungen Sicherheit für Mensch, Maschine und Umwelt. Das Portfolio des Technologieführers umfasst die Sensorik, Steuerungs- und Antriebstechnik genauso wie Systeme für die industrielle Kommunikation, Diagnose und Visualisierung. Ein internationales Dienstleistungsangebot mit Beratung, Engineering und Schulungen rundet das Angebot ab. Die Lösungen für Safety und Security werden über den Maschinen- und Anlagenbau hinaus in zahlreichen Branchen, wie etwa der Intralogistik, der Bahntechnik oder im Bereich Robotik eingesetzt.

Fachforum „Sicherheit + Automation“ – Komplettes Programm verfügbar

Für das beliebte Fachforum „Sicherheit + Automation“ steht ab sofort das komplette Programm über die Pilz-Website zur Verfügung. Das Forum findet erstmalig im Rahmen der Moulding Expo auf der Messe Stuttgart statt (14. Juni 2023). Im themenreichen Vortragsprogramm erfahren Besucher alles Wichtige rund um Safety und Security. Im Mittelpunkt des Forums steht die praxisorientierte Anwendung aus dem Bereich der Maschinensicherheit, inklusive Safety und Security im Maschinen- und Anlagenbau sowie die Änderung der Maschinenrichtlinie (MRL) zur Maschinenverordnung: Was ist eine „Wesentliche Veränderung“ an Maschinen und Anlagen? Wie erfolgt eine sicherheitstechnische Beurteilung von Bestandsmaschinen? Was sind die neusten Entwicklungen bei der EN ISO 13849-1 oder der neuen Maschinenverordnung? Wie gestaltet sich die Zukunft in Bezug auf die Sicherheit von Maschinen? Besucher der Moulding Expo finden das Fachforum im Atrium an Halle 1, direkt am Eingang Ost.

Web:
www.pilz.com