Digitalisierung als Zukunftssicherung: Arpogaus steuert die Blechfertigung jetzt mit der MES-Software von Lantek: In der Fertigung komplexe Baugruppen – mehrheitlich Einzelteile, maximal Kleinserien; in der Arbeitsvorbereitung: langjährige, erfahrene Mitarbeiter, deren Pensionierung in Sicht ist – und das in einem Unternehmen, das in vier Jahren seinen Umsatz verdreifacht hat. „Zukunftssicherung“ nennt Geschäftsführer Tobias Grimmig den Weg der Digitalisierung, den Arpogaus Stahlbau angetreten hat.
Schon die Dimensionen der Produkte sind enorm: Arpogaus fertigt bis zu 20 Tonnen schwere und bis zu 20 Meter lange Schweißkonstruktionen für die Baumaschinenindustrie und den Groß- und Sondermaschinenbau. 70 Mitarbeiter stellen im kleinen Ort Wiggensbach im Oberallgäu auf 7.000 Quadratmetern Produktionsfläche rund 600 Prototypen und Kleinserienteile pro Jahr her – vom Zuschnitt mit sehr komplizierten Fasen zur Schweißnahtvorbereitung über das Schweißen, Fräsen und Bohren bis zur Endmontage und Lackierung. Sie erledigen das in kürzesten Lieferzeiten: „Fünf Wochen nach Bestelleingang liefern wir aus“, sagt Geschäftsführer Tobias Grimmig. 2018 hat er das Unternehmen von Peter Arpogaus übernommen, der den 1959 gegründeten Betrieb in zweiter Generation führte. Dabei zählte Liebherr von Anfang an zu den Hauptkunden von Arpogaus.
„Bei uns gibt es keine Blechreste“
Der Zuschnitt in der Blechfertigung von Arpogaus ist eine Herausforderung, denn, so Grimmig: „Bei uns gibt es keine Rest-Blechtafeln. Wir schneiden immer komplette Tafeln, sonst sind wir nicht effizient genug.“ Das bedeutet eine auftragsübergreifende Arbeitsweise, bei der mitunter aus einem Blech Teile für 60 verschiedene Aufträge geschnitten werden. Wer soll sich da zurechtfinden, wenn zudem für einen Auftrag 30 Blechtafeln verschiedener Dicken und Güten erforderlich sind? Das erledigen Elke Gast, Mitarbeiterin in der Arbeitsvorbereitung, und Peter Gast, Leiter der Arbeitsvorbereitung. Mit einer über die Jahre aufgebauten Systematik und riesigen Excel-Tabellen auf einem großen Tisch in der Arbeitsvorbereitung behielten sie bis vor einigen Monaten den Überblick.
„Elke Gast ist zuverlässig, penibel und genau. Trotz ihrer Hunderten von Zetteln und Listen ist nie etwas schiefgelaufen“, sagt der Chef bewundernd. Doch er muss auch weiterdenken – an die Zeit, wenn seine langjährigen Mitarbeiter in Pension und mit ihnen wertvolles Expertenwissen verlorengehen. „Das sind Fähigkeiten, die man nicht mehr so leicht am Markt findet. Zudem haben wir in den vergangenen vier Jahren unseren Umsatz verdreifacht – daraus ist eine Komplexität entstanden, die mit dieser Vorgehensweise nur noch schwer zu handhaben war. Irgendwann war es ganz offensichtlich, dass unser Weg in Richtung Digitalisierung dieser Prozesse führen musste.“
Seit Jahren nutzt Arpogaus die CAD-CAM-Software Lantek Expert zur Steuerung seiner Plasma- und Autogen-Maschinen des Herstellers Zinser. Bei Zinser arbeitete Jens Schamberger als Vertriebsmitarbeiter, bevor er zu Lantek kam. Eine glückliche Fügung, findet Grimmig, der Arpogaus „Extremnutzer der Software“ nennt. Über Schamberger sagt er: „Wir kennen uns inzwischen schon seit mehr als zehn Jahren und kämpfen gemeinsam für die Sache. Wo die Software für unsere Bedürfnisse nicht praktikabel ist, schlägt er mit seiner Praxiserfahrung die Brücke zu den Programmierern.“
Daher konnte Schamberger Arpogaus genau sagen, was das Unternehmen zur Entlastung der Arbeitsvorbereitung und für den nächsten Schritt auf dem Weg der Automatisierung seiner Prozesse brauchte: die Software Lantek MES Manager. „Vor der Einführung unserer Software zur Fertigungssteuerung hat Arpogaus ganze Bestellungen als Baugruppen in Lantek Expert erfasst – das waren mitunter bis zu 6.000 Teile. Das System wurde dadurch sehr langsam und seine eigentliche Arbeit – Erstellung von Schachtelplänen – kostete viel Zeit“, berichtet Schamberger.
Was früher 20 Minuten dauerte, ist heute in fünf Minuten erledigt „Mit unserem MES ist die Arbeitsvorbereitung viel einfacher. Die dort erfassten Bestellungen werden in Baugruppen mit Unterjobs angelegt und alle Teile individuell durch die Fertigung geschickt. Dauerte es früher 30 Minuten, bis der Schachtelplan für eine Platte erstellt war und dafür aus allen Excel-Tabellen die passenden Teile zusammengesucht waren, ist das heute in fünf Minuten erledigt, denn das System zieht aus allen aktiven Aufträgen die passenden Teile zusammen.“
Die Fertigungsleitung kann zudem mit Lantek Manager jederzeit nachvollziehen, wo jedes Teil aktuell ist: was schon fertig geschnitten und bearbeitet ist und was noch nicht. Sie hat außerdem mit Blick auf Lieferfristen die Möglichkeit, festzulegen, wann was geschnitten werden muss. Das System gibt ihr jederzeit Rückmeldung, welche Baugruppe von einer Bestellung fertig ist und welche noch gefertigt werden muss.
Der Manager zeigt an, aus welchem Auftrag Teile auf den Plattenrest passen. Bei der Implementierung des neuen MES-Systems gingen Lantek und Arpogaus Schritt für Schritt vor. Zunächst wurde die Software auf ein Testsystem installiert, mit dem Jens Schamberger die zuständigen Mitarbeiter schulte. „Elke Gast war bei der Implementierung des Lantek Managers sehr aktiv“, erinnert sich ihr Chef, aber auch an ihre Bedenken. „Wenn jetzt etwas schief geht, steht der ganze Betrieb“, habe sie immer wieder gesagt. Es ging aber nichts schief – und der Betrieb lief nach der Implementierung besser als zuvor. Grimmig: „Wenn auf einer Platte noch Platz ist, zeigt uns der Manager, welche Teile aus welchen Aufträgen von der Güte und Dicke ihres Materialbedarf dazu passen.“ Dadurch könne Arpogaus auch heute schon schneiden, was erst in ein paar Monaten gebraucht wird.
„Das System hilft uns außerdem zu erkennen, welche Tafel geschnitten werden muss, um den als nächstes fälligen Auftrag rechtzeitig fertig zu bekommen. Die Software brachte uns einen immensen Gewinn an Produktivität und Effizienz.“ Und Grimmig ist vor allem eine Sorge genommen: „Vorher konnte niemand die Arbeit von Elke Gast machen – künftig kann ich fast jeden davorsetzen, weil das Programm selbst sortiert und zuordnet.“ Bis es aber wirklich soweit ist, bleibt noch viel zu tun. „Wir haben rund 1.000 verschiedene aktive Baugruppen aus 20 bis 30 verschiedenen Excel-Tabellen. Die müssen alle noch in den Manager übernommen werden“, so Grimmig. Ein Großteil davon konnte mit Hilfe eines Import-Makros eingespielt werden, das Schamberger von Lantek-Experten entwickeln ließ. „Der Rest sind historisch gewachsene, sehr individuelle Tabellen, die keinem Schema folgen und noch manuell eingegeben werden.“
Anregung der Kunden zur Weiterentwicklung der Software
Kunden wie Arpogaus mit ihren besonderen Anforderungen sind Lantek für die Weiterentwicklung der Software sehr willkommen. „Die Anregungen, dass Schweißnähte für linke und rechte Bauteile gespiegelt werden können, oder der Import von 3D-Fasen wurden von unseren Entwicklern in Spanien gerne aufgenommen und werden Teil des Software-Updates sein“, berichtet Schamberger. Auch Wünsche zur Report-Anpassung hat er an die Entwicklung weitergegeben.
Und wie geht der Weg der Digitalisierung bei Arpogaus weiter? Damit Auftragsdaten nicht mehr manuell eingegeben werden müssen, ist mittelfristig die Anbindung der Lantek-Software an das ERP-System von Arpogaus geplant. „Aber damit lassen wir uns noch etwas Zeit, bis die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den aktuellen neuen Softwarelösungen vertraut sind“, so Grimmig. „Denn wir möchten sie nicht überfordern und vielmehr auf unserem Weg der Digitalisierung mitnehmen.“
Hintergrund
Lantek ist ein multinationales Unternehmen, das in der digitalen Transformation von Unternehmen der Blech- und Metallindustrie führend ist. Mit seiner patentierten intelligenten Fertigungssoftware ermöglicht es die Vernetzung von Produktionsstätten und macht sie zu Smart Factorys. Das Dienstleistungsangebot wird abgerundet durch CAD/CAM/MES/ERP-Softwarelösungen für Hersteller von Blechteilen, Rohren und Profilen mit unterschiedlichen Schneid- (Laser, Plasma, Autogen, Wasserstrahl, Scheren) und Stanzverfahren.
Gegründet 1986 im Baskenland (Spanien), einem der wichtigsten europäischen Zentren für die Entwicklung von Werkzeugmaschinen, ermöglicht das Unternehmen die Integration von Blech- und Metallbearbeitungstechnologien mit modernster Software für das Produktionsmanagement. Lantek ist aktuell Marktführer in der Branche, dank seiner Innovationskompetenz und konsequenten Internationalisierungsstrategie. Mit mehr als 32.000 Kunden in über 100 Ländern und 21 eigenen Büros in 15 Ländern verfügt das Unternehmen über ein umfangreiches Netz an Distributoren mit weltweiter Präsenz.
Web:
www.lantek.com/de