Sinnvoller für dickere Bleche

High-Power Laserschneiden bei Rime mit dem TruLaser 5060 von Trumpf © Rime
High-Power Laserschneiden bei Rime mit dem TruLaser 5060 von Trumpf © Rime

Rime ist Lohnfertiger in der Blechbearbeitung und behauptet sich seit über 30 Jahren erfolgreich am Markt. Das Laserschneiden spielt seit zwei Jahrzehnten eine große Rolle für das Unternehmen und seine Kunden. Aufgrund der Fertigungstiefe und dem hohen Teilespektrum kam es trotz vier Laserschneidanlagen zu temporären Engpässen. Nach wenigen Monaten der Marktbeobachtung entschieden sich die Verantwortlichen für eine weitere Laserschneidanlage: die TruLaser 5060 Fiber mit 24 kW.

Eine Maschine zu kaufen, muss zwar ein gut überlegter Schritt sein, aber die Mammutaufgabe kommt für die meisten erst Unternehmen später. Hält die Maschine die Qualität und die versprochene Leistung wie im Show-Room ein? Bekommt man die Maschine unkompliziert in die Produktion eingebunden? Kann der Service in Havariefällen professionell unterstützen? All diesen Fragen konnte sich Rime nach sechs Monaten Lieferzeit stellen.

Die Fiberlaser bei Rime liefern filigrane Konturen und exakte Schrägschnitte. © Rime
Die Fiberlaser bei Rime liefern filigrane Konturen und exakte Schrägschnitte.
© Rime

Erste Stunden im Betrieb

Nach der reibungslosen Installation der Anlage und der Bedienerschulung im März 2024 konnten die ersten Schnittversuche mit dem High-Power-Laser beginnen. Die Schnittgeschwindigkeiten sind wie bei fast allen High-Power-Schneidanlagen beeindruckend und nicht mehr mit den CO2-Technologien zu vergleichen. Es können Materialien wie Aluminium, Edelstahl, hochfeste Stähle oder Baustähle bis 50 mm Dicke von prozesssicher geschnitten werden.

Schneidergebnisse mit verschiedenen Prozessgasen

Vorschübe über 18 Metern pro Minute bei 6-mm-Stahlblechen konnten mit einem Stickstoff-Schnitt erprobt werden. Dieser ist einer der größten Vorteile der Fiber-Technologie. Leider hat dieses Verfahren auch eine Schattenseite: die Entstehung des in der Branche bekannten Fiber-Grates. Bei bestimmten Materialdicken und -güten kommt es häufig zu einer Gratbildung. Da Rime einen hohen Qualitätsanspruch hat, wird dieser Grat vor der weiteren Bearbeitung durch spezielle Schleifmaschinen oder mittels manuellen Entgratens entfernt.

Wie auch bei den vorangegangenen Generationen der Laserschneidmaschinen ist das Schneiden mit Sauerstoff möglich. Der große Vorteil dieses Verfahrens ist die Minimierung des Schneidgrates. Im Gegenzug bildet sich aber eine Oxidschicht auf der Schnittfläche des Laserteils. Der Anspruch des Kunden an das Laserteil sowie die Schnittfläche geben vor, welches Prozessgas verwendet wird.

Auch den Maschinenbauern ist der Fiber-Grat ein Begriff und sie kennen die Problematik. Generell wird sehr nüchtern mit dem Thema umgegangen. Allerdings auch weiterhin Energie in die Optimierung des Stickstoff-Schnittes gesteckt. Die größeren Hersteller mixen dem Stickstoff einen geringen Anteil an Sauerstoff bei und können somit den Fiber-Grat reduzieren und das Schnittbild verfeinern.

Rimes Fazit der Analyse der Schneidergebnisse ist, dass abgewogen werden muss, ob man den Vorteil Geschwindigkeit oder geringe bis wegfallende Nacharbeit haben möchte. In beiden Bereichen ist der L5060 Fiber laut Rime herausragend und Maßstäbe setzend.

Filigrane Blechzuschnitte sind mit BrightLine von Trumpf möglich: höchste Präzision für feine Konturen. © Rime
Filigrane Blechzuschnitte sind mit BrightLine von Trumpf möglich: höchste Präzision für feine Konturen.
© Rime

Einsatzbereich des neuen Lasers

Rime hat einen großen Lagerbestand von über 500 Materialvariationen mit verschiedensten Materialarten, Oberflächen und Materialdicken. Bei den Schnittversuchen und in den ersten Produktionsstunden stellte die Zuständigen fest, dass die 24-kW-Maschine sinnvoller im dickeren Bereich einzusetzen ist. Das von ihnen definierte Segment startet bei 6 mm dickem Tafelmaterial und endet bei 40 mm. Zum größten Teil wird die Maschine bei Rime zum Schneiden von Baustählen oder verschleißarmen Stählen verwendet. Bei der Produktion von Laserteilen aus Edelstahl steht sie anderen Maschinen aber auch in nichts nach.

Kleine Schwächen aus Betreibersicht

Ein Teil der Rime-Kunden fordert einen Fasen-Schnitt. Eine der von Rime genutzten Maschinen im XXL-Format hat dieses Feature integriert. Der TruLaser kann in dem Bereich leider nicht ganz mithalten. Trumpf konnte zwar mit der Sonderfunktion EdgeLine Bevel in dem Bereich nachsteuern, aber aus Rime-Sicht ist diese Bearbeitung nicht mit einem „richtigen“ Fasen-Schnitt vergleichbar.

Die neue Laserschneidanlage kam mit Funktionen auf den Markt, die mit der veralteten Schachtelsoftware TruTops nicht abgedeckt waren. Daher war für Rime der Wechsel auf das TruTops Boost unumgänglich. Neben den Anschaffungskosten der neuen Software kamen noch weitere Anpassungen an die bestehende digitale Infrastruktur dazu, ferner die Einarbeitung in das Boost, die Anpassung der PostProzessoren und der Schnittstellen. Das TruTops Boost erwies sich als weitaus umfänglicher, als es Rime benötigt und nutzen kann. Für Unternehmen, die kein PPS- oder Warenwirtschaftssystem haben, ist TruTops Boost dagegen eine gute Lösung, um zum Beispiel Aufträge und das Lager zu managen.

Als positiver Aspekt wurde schon die Schnittgeschwindigkeit erwähnt. Jedoch stellt sie Rime auch vor neue Herausforderungen. Das Bestücken der Maschine mit neuem Tafelmaterial und das Abräumen der geschnittenen Produkte nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Im CO2-Zeitalter waren die Beräum- und Schneidzeiten in Balance und man konnte dadurch wenig Stillstandzeit registrieren. Nun schafft es der Maschinenbediener aufgrund des beschleunigten Schneidprozesses nicht mehr, die Maschine zu bestücken und zu entladen, so dass es zu Verzögerungen im Fertigungsprozess kommt. Viele Maschinenbauer bieten Automationen als Lösung für das Problem an. Doch die hohe Teilevielfalt, Fertigung ab Losgröße 1 und die Teilelänge bis 6000 mm machen es Rime schwer, eine brauchbare Lösung für die Fertigung zu finden.

Web:
rime.de